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Restauration einer Legende

Die


34 L

 

Das hier vorgestellte Motorrad, hat eine schon etwas beeindruckende Geschichte,
hat sie doch im Laufe ihres sehr langen TÉNÉRÉ Lebens so E
inges erlebt
und ging durch manch, in unseren Kreisen, auch bekannte Hand, wobei ihre
besondere äussere Erscheinung stets einzigartig und wieder erkennbar blieb.

Der Chris V. kontaktiere mich vor einiger Zeit, das er ein altes Schätzchen, eine 34 L, eine Ur TÉNÉRÉ
im BELGARDA Rallye Chesterfield - Look in erbärmlichen Zustand gekauft und nun wieder in unzähligen
Arbeitsstunden liebevoll restauriert und im Detail sogar verbessert hätte. Der Aufwand hat sich geloht
und mein Intresse, nach den ersten Fotos war geweckt, denn das Exponat war keine Unbekanntes.

 

Die Vorgeschichte

In Mitte der Achtziger Jahre war die TÉNÉRÉ das Motorrad, sie begeisterte mit ihrem Abenteuerflair,
ihrer Robustheit, ihre Tauglichkeit für Reisen in die entlegensten Ecken dieser Erde und hatte so auch
eine riesige Fan Gemeinde - Die TÉNÉRÉ war super sexy ! Natürlich organisierten besonders infezierte
Jünger von YAMAHA´s neuer Super Enduro bald die ersten TÉNÉRÉ Treffen und man brach auch gerne
mal, wie ihre Vorbilder bei der, schon damals begeisternden Paris - Dakar Rallye, in Richtung Afrika auf.

Magnus M. war einer der ersten echten Wahnsinnigen, die zusammen in der eingeschworenen TÉNÉRÉ
Fan Gemeinde ein Treffen in Worms veranstalteten, einer der Mitverantwortlichen und absoluter Initiator
dieses Projektes war der Freund von Magnus, Rainer Bürky. Zusammen mit ihm und eingen Anderen,
stellten sie so Einiges auf die Beine, sie gingen in der Sache auf und waren natürlich auch extrem
begeisterte Anhänger der YAMAHA Paris Dakar Werksteams - hatte doch auch der Italiener Franco Picco
mehrfach beeindruckendes bei den diversen Einsätzen für das BYRD Chesterfield Rallye Team geleistet.

Magnus (Hier auf Korsika) beschloss, seine geliebte 34 L im Look der Dakar Renner
umzulackieren um ihr das Kleid seiner Dakar Vorbilder zu geben.

 

Eine Ur TÉNÉRÉ im Chesterfield Outfit, das war etwas Besonderes

Sie war schon ein absoluter Blickfang damals, wo es ja auch
noch nicht so einfach möglich war, Aufkleber anfertigen zu lassen.

Bei den ersten TÉNÉRÉ Treffen in Worms, war sie mit dabei

 

Magnus auf seiner Chesterfield TÉNÉRÉ artgerecht unterwegs

Als Magnus sich schließlich 1989 mit dem Gedanken trug, sich die neue Zweizylinder
Super TÉNÉRÉ zu kaufen, war Rainer B. ganz heiss auf dessen Lackteile der BYRD Replika,
die er ihm schließlich abkaufte und letztlich an Rainers 34 L einen neuen Platz fanden.

Rainer Bürky´s TÉNÉRÉ war enorm viel, auch auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs.
Sie wurde ihrem Namen und ihrem Ruf, als absoluter Abenteurer, mehr als gerecht.

Die Rainer Bürky 34 L mit 48 Liter Tank in der Langstreckenvariante

Rainer´s TÉNÉRÉ mit Wormser Kennzeichen in Afrika unterwegs

 

Nun komplett mit den neuen Lackteilen im Chesterfield Design.

 

Magnus steckte seine Energie in sein neues Projekt, der 750 er XTZ
und verpasste auch der "Neuen" seinen bevorzugten auffälligen Look

 

Rainer Bürky, der ja ansich, als der Extremste in seiner Begeisterung galt, gab
irgendwann einfach sein geliebtes Hobby, für Alle völlig überraschend komplett auf.
Seine 34 L verkaufte er und keiner wusste so wirklich, was aus ihr geworden war.

Als wir 1998 bei uns das erste Berliner TÉNÉRÉ Treffen veranstalteten, tauchte sie auf einmal
auf dem Veranstaltungsplatz auf, schön, wie früher - mit "Berliner Kennzeichen", ich hatte sie hier
aber noch nie vorher rumfahren, oder stehen sehen - das war echt merkwürdig, aber begeisternd.

Da war sie wieder, die Chesterfield 34 L beim Berliner Treffen 1998

Sie war unser erster Gast, am Freitag Mittag

 

Ich hatte dann noch mehrmals lockeren Kontakt zu ihrem Besitzer, der auch nicht weit weg von
meinen Eltern wohnte. Beim letzten Mal, erzählte er mit, das ihn ein PKW Fahrer umgefahren
hatte und das der Tank eine übele Beule hätte und er erst mal sehen müsse, wie er das wieder
reparieren lassen könnte. Danach verschwand sie spurlos - erst, als ich Bilder auf der XT 600
site sah, erkannte ich sie wieder und erst, als mich Chris kontaktierte erfuhr ich, das sie eine
weitere Veränderung vom Besitzer und Standort her erlebt hatte. Sie war in einem erbärmlichen
Zustand, ansich nur noch den Schrottpreis wert, aber Chris nahm sich ein Herz und ihrer an.

 

Die Restauration

Chris nahm die Chesterfield 34 L völlig auseinander, setzte den Motor in Stand und erneuerte
fast alles, drehte neue Hülsen für die Umlenkung, baute eine bessere Kühlerhutze, überholte
die Elektrik und restaurierte auch den schönen, einzigartigen Tank komplett neu.

Der von Chris übernommene Urzustand - ein Bild des Jammers

Spachtelarbeiten am Tank

 

 

 

Nach diversen Hardcore - Einsätzen, ist die 34 L stark rampuniert

 

 

 

Mehrere Kisten voller Schrott, aber dieser Schrott, wird wieder flott !

 

Rahmen gesäubert und durchrepariert - Fertig zum Lackieren

Der Tank zur Restauration bereit

 

Reichlich Arbeit für den Lackierer des Vertrauens - Drei Tanks und ein Rahmen

 

Der Tank ist wirklich super geworden !

 

 

Abdeckung für den Ölkühler mit grösserem Einlass

 

Elektrik komplett runderneuert

 

Ölleitungen erneuert

 

Auspuff Endtopf entrostet und neu lackiert

 

Der selbst gebaute Hauptständer

 

Ein neuer ÖHLINS Dämpfer kommt nun auch zum Einsatz, in der Neuversion

 

Der wunderschöne "neue" Rahmen

Anprobe

 

Der überholte Motor im neu lackierten Rahmen incl. speziell gebautem Spritzschutz

 

Federbein rein und Krümmer ran

 

Sah schon sehr lecker aus

 

Aufgefrischter Öltank mit neuen Leitungen

 

Schöne neue Krallenfußrasten

 

Es ging deutlich voran mit dem Neuaufbau

 

Spezialkonstruktion des Umlenkhebels mit Aufnahme für den Hauptständer

 

 

Sie wird wieder eine echte Schönheit

 

Steht super auf dem neuen, selbst konstruierten Hauptständer

 

Da steht sie wieder, in alter Pracht !!!

 

 

Die fertig restaurierte Chesterfield TÉNÉRÉ

 

 

 

 

Manche Teile sind noch im Originalzustand, da sich eben einige Dinge, wie hier der
originale Aufkleber der Rallye Paris Dakar von 1988 nicht so einfach ersetzen lassen.

 

 

Das hat aber auch seinen Reiz, sie ist ein altes Motorrad, hat viel erlebt und kann es zeigen

 

 

 

Zeugnisse aus alten Tagen

 

Einfach nur schön, das sie wieder fährt

Eine Legende, damals, wie heute - die Hingucker sind ihr sicher, der Chesterfield 34 L !
Chris ist begeistert von ihr und liebt es mit der Legende unterwegs zu sein.

Originalton Chris V.: "Ich verkaufe sie never- ever !"

Herzlichen Glückwunsch, saubere Arbeit, nur die Faltenbälge hätten eigentlich gelb sein müssen.

 

...und Magnus... ?

Der ist mitlerweile wieder zurück zu seinen Wurzeln gegangen, er fährt heute eine schöne XT 500
und eine Ur TÉNÉRÉ, dieses Mal eine 55 W von 1985 - Eine alte wahre Liebe vergeht eben doch niemals!

Magnus mit uns auf dem Weg zum XT Treffen in Alvern 2018 auf der 55 W

 

Ein bißchen grauer, ein bißchen weiser, aber noch lange nicht greise...

...Die Beiden

 

Die Frage liegt auf der Hand : Lohnt es sich, einen so alten Haufen Schrott wieder von
Grund auf zu restaurieren ? Nicht selten kommt man finanziell bei einer solchen Sanierung,
erschreckenderweise, fast wieder an den Neupreis ran, oder übertrifft ihn dann sogar noch.
Die Beschaffung von Originalteilen wird auch immer schwerer, vieles kann YAMAHA nicht mehr liefern.
Die Arbeitsstunden kann und darf man da erst gar nicht aufrechnen.

Ich z.B. hatte Ende 2017 fast 3000.- Euro für eine komplette Motor - Erneuerung meiner 34 L
ausgegeben - für ein fast 34 Jahre altes Motorrad - das verstehen die Meisten nicht !!!!

Moderne Motorradfahrer, ohnehin nicht mehr, wo man ja mitlerweile nur noch austauscht.

Aber, als ich dann das erste Mal nach dem Zusammenbau auf den Kickstarter getreten habe und
die gute alte Lady beim ersten Tritt ansprang, war ich schon total begeistert. Als ich dann eine
Probefahrt in der Nähe meiner Werkstatt durch die Strassen machte, war ich der König, in diesem
Moment hätte man mir alle neuen Motorräder schenken können, ich hätte niemals getauscht.

Die alten Dinger haben einfach Charakter, sind ehrlich, unverwüstlich und auch ohne jegliche elektronische
Spielereien ein wahres Erlebnis, denn früher konnte man auch so seinen Spaß haben - mit nur 45 PS.
Der Fahrspaß ist auf jeden Fall trotzdem garantiert, deshalb werden sie ja auch immer beliebter und gesucht.

Die Gebrauchtpreise, gerade für die Ur TÉNÉRÉ Modelle sind mitlerweile erheblich und übertreffen
nicht selten den damaligen Neupreis deutlich. Selten sind die Exemplare jedoch noch original, oder vollständig.

Aber wer so ein altes Schätzchen noch hat, oder ergattern konnte, der gibt es auf jeden Fall nie mehr her.

 

Archivbilder: Magnus M. - Bilder des Neuaufbaus: Chris V.
Bildbearbeitung, Auswahl und Text: Ingo Löchert 2018

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